Philatelistische Objekte aus unseren Sammlungen

Auf der Hauptseite stellen wir ausgewählte Belege und Briefmarken aus unseren Sammlungen vor. Die Auswahl folgt keinem System. Die Vielfalt der Philatelie steht im Vordergrund. Aber die Objekte sollen später nicht wieder von der Website verschwinden. Hier werden sie weiterhin präsentiert mit dem Ziel, einen Querschnitt über die unterschiedlichen Sammelgebiete in unserem Verein zu zeigen. Ein Klick auf das Vorschaubild bringt Sie zur Grossansicht.

Convoyeur Station

Bahnhofsstempel (Convoyeur Station) blau von Ste-Agnes (38) [Departement 38 = Jura] der Bahnlinie 82 B.MRD (= Bourg-en-Bresse à Mouchard) (verwendet 1867 bis 1877).

Bis 1877 wurde in Frankreich bei Abstempelung im Zug in jedem Bahnhof der Ortsname im Stempel ausgetauscht. Erst ab 1877 kam ein einheitlicher Stempel für den gesamten Streckenverlauf zum Einsatz. Der Convoyeur Station nennt den Bahnhof, den Tag, die Bahnlinie und das Departement. Monat und Jahr ergeben sich aus dem Ankunftsstempel (rs.). Die Marke wurde erst bei Ankunft des Zugs entwertet (hier: Punktraute = Losange Gros Chiffres; 1313 = Dole-du-Jura).

Schon immer wachte die Hl. Agnes über Anstand, Sitte und Moral und bewahrte die Keuschheit derer, die zu ihr beteten.

Zu Ehren eines Pioniers der Naturforschung

Eher unscheinbar und schwer lesbar verweist der Stempel auf diesem Einschreibbrief auf ein Postamt an der Piazza Aldrovandi in Bologna. Wer dem Platz seinen Namen verliehen hat, ist heut weitgehend vergessen, und doch gilt Ulisse Aldrovandi (1522-1605) als einer der »Urväter« der modernen Biologie. Aus einer Bologneser Adelsfamilie entstammend, war er zunächst Kaufmann, studiert dann aber die Rechte in Bologna, Philosophie in Padua und Medizin in Rom. Um 1550 entdeckte er sein Interesse an der Natur. Ab 1555 bekleidete er eine Professur für Philosophie an der Universität Bologna, ab 1556 eine für Medizinische Botanik, und von 1571 bis 1600 wirkte er am Lehrstuhl für Medizin. 1567 gründete er in Bologna einen der ersten Botanischen Gärten der Welt. Wie alle Gelehrten jener Zeit, die sich mit der Natur beschäftigten, häufte er Unmengen von Objekten in seiner Naturaliensammlung an. Elftausend Tiere, Früchte und Mineralien soll sein Kuriositätenkabinett umfasst haben, sowie ein (in 16 Bänden gebundenes) Herbar mit etwa siebentausend getrockneten Pflanzen. Ausgehend von seiner Sammlung verfasste er die elf Bände umfassende Naturenzyklopädie »Historia animalium« (Die Geschichte der Tiere), die jedoch zum größten Teil erst posthum im Druck erschien. Wir staunen heute, dass er sich auch mit Fabelwesen wie dem Drachen beschäftigte. Obwohl noch nie lebend gesehen, betrachtete er diese Monstren als grundsätzlich möglich. Ein aus einem Rochen gebastelter »Drache« war sehr wohl als Fälschung entlarvt, fand aber dennoch als »Rekonstruktion des Möglichen in den Grenzbereichen der Tierwelt« Eingang in Aldrovandis Sammlung.

Wer den großen Pionier der Zoologie in einer thematischen Sammlung ehren will, muss auf diesen Stempel zurückgreifen. Sein Portrait findet sich lediglich auf einem Block aus São Tomé e Príncipe – doch wer zeigt schon gerne solch ein Machwerk, das nie ein Postamt gesehen hat!

Cromalin-Probedrucke

Cromalin-Probedrucke sind besonders von Walsall Security Printers (London) für die Briefmarken- und Block-Ausgaben der Postverwaltungen von Tonga und Niuafoou hergestellt worden, üblicherweise mit maximal 5 Stück als wichtiger Bestandteil des Druckprozesses. Daher sind diese Stücke auch gern gesehener Bestandteil von Exponaten.

Die Farbprüfverfahren für die Briefmarkenherstellung gehen vom Andruck über den „Analogproof“ bis zum „Digitalproof“. Das gängigste Verfahren für den Analogproof ist Cromalin, obwohl diese heute auch digital hergestellt werden. Cromalin® wurde von DuPont 1972 als trockenes Farbprüfverfahren entwickelt. Dadurch kann das farbliche Ergebnis eines Drucks vorab überprüft werden, ohne dass bereits gedruckt werden muss. Ein sensibilisierter fotopolymerischer Film, der auf Spezialpapier auflaminiert wird, wird nacheinander schichtweise belichtet – von Cyan über Magenta und Gelb bis Schwarz, damit die Tiefenzeichnung erhalten bleibt. Für jede Farbe wird dazu ein gerasterter Farbauszug (Film) des Druckoriginals im CMYK-Farbmodell erstellt.

Bei der Belichtung unter UV-Licht werden die unter den offenen, durchsichtigen Stellen liegenden Partien durch das Licht gehärtet, der durch Rasterpunkte abgedeckte Rest bleibt unbelichtet, ungehärtet und dadurch klebrig. Auf diese klebrige Schicht wird nun das Farbpulver des entsprechenden Farbauszuges aufgetragen und es bleibt an den klebrigen Stellen haften. Überschüssiges Pulver wird abgewischt. Eine weitere dünne Filmschicht mit der lichtempfindlichen klebrigen Beschichtung wird auflaminiert und der Prozess erneut durchgeführt. Sobald dies für alle 4 Farbauszüge erfolgt ist, wird eine Schutzbeschichtung auflaminiert und eine Belichtung ohne Original durchgeführt, bei der die gesamte Fläche gehärtet und stabilisiert wird.

Die Ergebnisse sind farbverbindlich, lichtecht und sehr nahe am Druckergebnis. Die in der Vorlage enthaltenen Fehler können so bereits vor der Drucklegung entdeckt und gegebenenfalls ausgebessert werden. Allerdings ist dieses Verfahren an Handarbeit gebunden. Ein Spezialist benötigt dafür immerhin knapp eine Stunde. Zudem liefert dieses Verfahren nur für den Offsetdruck gute Werte, da das Originaldruckverfahren nachgebildet wird und rasterbedingte Probleme wie Moirés sichtbar gemacht werden. Das Verfahren zeichnet sich durch hohe Konstanz und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse aus. Heute wird diese Vorabüberprüfung des Druckergebnisses meist nicht mehr mit diesem Verfahren, sondern durch kostengünstigere und schnellere Digitalproofs vorgenommen.

Publibel

Die ersten »publibels« wurden 1933 herausgegeben und zwar mit einer Auflage von 500 Stück. Die aktuellen Ausgaben erreichen eine Auflage von 2.000.000. Die ersten publibels besaßen keine Nummerierung, diese startete etwa um die Nummer 209.

Jede Firma konnte solche Werbekarten bei der belgischen Post beantragen. Dabei mussten Text und Bilder für die Werbung eingereicht werden. Die belgische Post vergab dann eine eindeutige Nummer für jedes Design. Auch das Papier wurde von der der belgischen Post gestellt, zudem wurde von dieser eine spezielle Druckerei beauftragt. Letztere druckte eine kleine Anzahl von Mustern für der Auftraggeber. Zu diesem Zeitpunkt waren noch keine Werteindrucke angebracht. Manche dieser Probedrucke wurden mit »annule« oder »specimen« gekennzeichnet, manche aber auch nicht. Beide Varianten sind gleichgestellt und gelten als Probedrucke. Manche dieser Musterkarten kamen auf den Markt und können von Händlern und auch bei Auktionen erworben werden. Besonders gefragt bei den Sammlern sind solche Musterkarten von nicht ausgegebenen publibels.

Wenn der Auftraggeber das Layout für gut geheißen hat, wurde die gewünschte Anzahl hergestellt. Danach fügte die belgische Post den Werteindruck sowie die offiziellen Texte und Kennzeichnungen hinzu. Anschließend wurden die Karten für den Verkauf an die Postämter verteilt. Der Auftraggeber hat die Möglichkeit, die Postämter, an denen die Karten verkauft werden sollten, einzuschränken.

Bis heute wurden etwa 2.800 Karten nummeriert. Wenn die verschiedenen Sprachen, Touristenausgaben für den Export, Überdrucke und Aufdrucke wegen Portoerhöhungen mitgezählt werden, dann erhöht sich die Zahl auf etwa 5.000. Viele der Karten weisen neben der publibel-Nummer auch noch die Buchstaben N, F, NF oder FN auf. Diese weisen auf die Sprache hin: N = Nederlands, F = Francais oder NF = oben niederländisch unten französisch oder FN = oben französisch und unten niederländisch. Es wurden zwei verschiedene Formate in zwei verschiedenen Tönen ausgegeben: 140 x 90 mm OLINDA und 147 x 103 mm EVERSHAPE, cremefarben fürs Inland, bläulich fürs Ausland.

Die erste Marke Lettlands

Am 18. Dezember 1918 erschienen in Lettland die ersten Briefmarken zu 5 Kopeken in rot. Die Briefmarken wurden sowohl ungezähnt wie auch mit Linienzähnung 11 ½ verausgabt. Aus Papiermangel wurden diese auf alten Militärkarten der besiegten deutschen Armee gedruckt. Sowohl aufrecht wie auch kopfstehend kommen diese Karten vor. Achtung: die Marken wurden später als Neudruck wieder aufgelegt. Dieser kann dadurch von den Originalen unterschieden werden, dass die rückseitigen Karten senkrecht stehend aufgedruckt wurden. Die Auflagen der Originalausgabe betragen für die ungezähnte Marke 1.600.000 Stück, für die gezähnte 1.1.25.968 Stück. Die Auflagenzahl des Neudrucks ist nicht bekannt.

Für Thematiker ist in diesem Fall auch die Rückseite durchaus verwendbar. Je nach Größe der Einheit und natürlich der Position kann schon einmal ein interessanter Kartenausschnitt für das thematische Objekt gezeigt werden.

Vulkanausbruch auf Fogo (Cabo Verde)

Im Jahr 1995 war der Vulkan auf der kapverdischen Insel Fogo zum letzten Mal aktiv, und an jenen Ausbruch erinnern diese Briefmarken aus dem Jahr 2007. Danach herrschte Ruhe – trügerische Ruhe. Ab dem 23. November 2014 spuckte der Vulkan wieder Lava, Asche und Gase. Ein Lavastrom wälzte sich in Richtung bzw. durch die Ortschaft Cha das Caldeiras. Eine andere Lavazunge verlegte immer wieder die einzige noch in den Ort führende Ersatzstrasse (die Hauptstrasse war längst von den Lavamassen verschüttet). Dennoch konnte der Ort in der Woche nach Beginn des Ausbruchs geräumt werden. Was transportierbar war, wurde abtransportiert, also nicht nur Hausrat und Möbel, sondern auch Fenster samt Rahmen und Türen samt Türstock. Die rund 1500 Bewohner des Orts haben ihre Häuser verloren, und es bleibt kein Platz frei, diese in unmittelbarer Umgebung wieder zu errichten. Die beiden Ortsteile Portela und Bangaeira sowie ein Grossteil der Landwirtschaftsflächen sind von der Lava bedeckt.

Irrläufer durch ein geteiltes Frankreich

In den Wirren des Krieges ist es manchmal unmöglich herauszufinden, wo sich der Empfänger aufhalten könnte. Dieser Brief vom 16.10.1943 aus Paris ist adressiert an eine Bewohnerin des „Asyls für Geisteskranke“ in Pierrefeu im Departement Var. Er wurde in der zuständigen zivilen Zensurstelle OC1 in Draguignan zensuriert. Die Adressatin lebte zu diesem Zeitpunkt aber offenbar nicht mehr in jener psychiatrischen Klinik. Der Brief wurde umadressiert an ihren Ehemann in Montdevergues bei Montfavet im Departement Vaucluse (ebenfalls eine psychiatrische Krankenanstalt). Von dort ging er weiter nach Clermont d´Oise. Auch in dieser psychiatrischen Klinik war der Brief unzustellbar. Er wurde schlussendlich an den Absender zurückgeschickt. Da das Kuvert bereits in Draguignan geöffnet worden war, unterblieb eine weitere Zensur.

Im Zweiten Weltkrieg war das Departement Var mit Préfecture Draguignan zunächst Teil des unbesetzten Vichy-Frankreichs. Von November 1942 bis September 1943 wurde es von Italien besetzt. Ab 1944 war das Departement dann deutsches Gebiet, bevor es im August 1944 befreit wurde. Das Departement Vaucluse war Teil der zunächst von Vichy regierten, unbesetzten Südzone, die aber ab November 1942 de facto unter deutscher Kontrolle stand. Das Département Oise lag seit der Teilung Frankreichs 1940 in der Nordzone, die dem deutschen Militärbefehlshaber in Paris unterstellt war. Auf den Websites der einzelnen Krankenanstalten finden sich keinerlei Hinweise über deren Geschichte und Nutzung im Zweiten Weltkrieg. Inwieweit zivile Patienten verlegt wurden, um Platz für verwundete Soldaten zu schaffen, kann hier nicht beantwortet werden.

Slogan auf Einschreib-Rezepisse

Werbung auf philatelistischen Objekten hat eine lange Tradition. Waren in Indien früher auf Postscheinen (Telegramme, Rezepissen etc.) bezahlte kommerzielle Anzeigen zu finden, so werden heute mehr soziale Anliegen transportiert. Auf dieser Rezepisse für einen Einschreibbrief wird vor dem Geschwindigkeitsrausch gewarnt.

Das System “Meghdoot” wurde vom Postal Training Centre of Mysore in Indien entwickelt. Auf einheitliches Papier drucken die Maschinen sowohl Wertzeichen (Meter Stamp) als auch Aufgabe-Bestätigungen (Receipt) z.B. für Einschreibbriefe. Auf letzteren finden sich kurze Slogans wie z.B. auch „Have a nice day“. Auf der Rückseite kann sich bezahlte Werbung befinden. Rote und gelbe Druckfarbe im Logo der Post sind im Nomalfall mehr oder weniger stark gegeneinander verschoben. Die treffendste Übersetzung von „Meghdoot“ lautet „Wolkenbote“. Namenspate ist das lyrische Gedicht „Meghaduta“ des Dichters Kalidasa, der wahrscheinlich Ende 4. / Anfang 5. Jahrhundert lebte. Es schildert den Schmerz und die Sehnsucht eines getrennten Liebespaares. Eine Wolke bringt der Frau Nachricht über ihren verbannten Mann. Die indische Post benutzt diesen Namen auch für gesponsorte Ganzsachen sowie für einen jährlichen Preis für verdiente Mitarbeiter.

Portofreie Erdbebenmeldung 

Die Alpen sind ein junges Gebirge, und ihre Bildung ist keineswegs abgeschlossen. Entstanden sind sie, weil Afrika nach Norden drängt und dabei einen Mikrokontinent, ein ehemaliges Anhängsel von Afrika, über den Südrand Europas geschoben hat. Dies ging nicht ganz reibungsfrei ab. An Seitenverschiebungen wurden riesige Gesteinspakete gegeneinander verschoben. Östlich der Hohen Tauern gleiten Gesteinsmassen langsam in Richtung Ungarische Tiefebene ab. Im Norden wird dieser Block von der Mur-Mürz-Furche begrenzt. Diese Talschaft in der Steiermark ist daher immer wieder Schauplatz von kleineren Erdbeben.

Die Erdbeben werden von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik dokumentiert. Berichte aus der Bevölkerung und Schadensmeldungen sind wichtige Informationen. Dafür hatte die ZAMG in der Schule zu Allerheiligen im Mürztal in früheren Jahren eine »Erdbebenstation« eingerichtet: Der Schulleiter sammelte die Beobachtungen und leitete sie nach Wien weiter. Als Bundesdienststelle war die ZAMG in amtlichen Angelegenheiten portobefreit – und die Erdbebenmeldung war solch eine amtliche Angelegenheit. Gedruckte Karten mit standardisierten Beobachtungskategorien sollten die Arbeit der (ehrenamtlichen?) Melder erleichtern. Und natürlich war die Kennzeichnung als »Portofreie Dienstsache« samt Verweis auf das entsprechende Gesetz mit eingedruckt.

Sepia-Probedrucke

Sie sind die seltensten Probedrucke von Frankreich und französisch-sprachigen Ländern. Sie wurden durch die französische Staatsdruckerei (Atelier de Fabrication des Timbres-Poste) hergestellt und bis 1963 von der ungehärteten Einzeldruckplatte gefertigt, um Gravurfehler zu entdecken. Sie wurden nur in einer Farbe (sepia) hergestellt, und zwar in einer Auflage von 3 bis 5 Stück. Wurde ein Fehler entdeckt, so wurde dieser auf der ungehärteten Einzelplatte retuschiert. Ein weiterer Satz von Probedrucken wurde angefertigt. Dieser Prozess wurde solange wiederholt, bis kein Fehler mehr erkennbar war. Danach wurde die Einzelplatte gehärtet. Normalerweise ging einer der Sepia-Drucke an das offizielle Archiv, eines an den Postmeister für diese Probe (normalerweise mit einem „OK“ im Rand gekennzeichnet) und eines an die Druckerei oder das Postmuseum. Daraus fand das eine oder andere Stück den Weg auf den philatelistischen Markt.

Diese Probedrucke zeigen – anders wie die normalen Drucke in Sepia – die drei charakteristischen Kontroll-Lochungen: Diamant, Halbmond, Diamant. Dies war bis 1966 Standard auf Versuchsdrucken, Vorlageproben und Luxusdrucken. Damit wurden die Drucke als von der offiziellen Druckerei gefertigt gekennzeichnet. Sepia-Druckproben wurden auf dünnerem Papier gefertigt als ein „Epreuve d’artist“. Sie enthalten immer nur einen Markeneindruck und zeigen auch den Eindruck der Einzelplatte um das Markenbild in einer Größe von 70 mal 80 mm. Das haben sie mit dem „Epreuve d’artist“ und den akzeptierten Druckproben gemeinsam. Sie wurden auf dünne Karten mit einer einheitlichen Größe von 14 mal 11 cm und geraden Außenlinien gedruckt.

Wohltätigkeitsmarken zugunsten der Waisen des Ersten Weltkriegs

Der Erste Weltkrieg hat (nicht nur in Frankreich) seine Spuren hinterlassen. Tausende Väter sollten nie mehr nach Hause zurück kehren. Um das Los der Kriegswaisen etwas zu mindern, brachte die Französische Post 1917 eine Serie von Wohltätigkeitsmarken heraus. Der Zuschlag war zunächst mindestens gleich hoch wie der Nominalwert – in einigen Fällen sogar höher. Dies war in den ersten Jahren nach dem Krieg wohl gerechtfertigt. Doch 1922 entschloss sich die Post, den Zuschlag zu reduzieren. Dies geschah vorerst durch Überdruck der bestehenden Briefmarken. Erst 1926/7 wurde eine neue Serie aufgelegt, welche die Überdruckmarken ersetzte.

Zur Vorbereitung dieser Wohltätigkeitsmarken-Ausgabe hat die Französische Post zahlreiche Probedrucke angefertigt. Bei manchen fehlt die Wertangabe, andere zeigen Wertstufen, die nicht verausgabt wurden. Hier wurden unterschiedliche Zifferngrössen ausprobiert.

Der niedrigste Wert der Serie zeigt eine Witwe am Friedhof. Die Wertstufe 5+5 centimes existiert nur auf Probedrucken – sie wurde nie verausgabt. Die ursprüngliche Marke wurde um 2 +3 centimes verkauft: Der Zuschlag war also höher als der Nominalwert! 1922 wurde der Zuschlag per Überdruck auf 1 centime korrigiert. Und 1927 erschien die letzte Ausgabe, bei welcher der Zuschlag auch im Markenbild auf 1 centime geändert worden war. Alle drei Ausgaben gehören heute zu den wenigen französischen Marken, die für frankaturungültig erklärt wurden.

Wohltätigkeitsmarken zugunsten der Waisen des Ersten Weltkriegs

Postzustellungsaufträge (PZA) werden z.B. von Gerichten, Gerichtsvollziehern, Staatsanwälten und anderen Behörden versendet. Die Zustellung erfolgt nicht nach der Postordnung sondern nach den Auslieferungsvorschriften der Zivilen Prozess-Ordnung. Die Post übernimmt dabei die hoheitliche Aufgabe der Zustellung, die normalerweise durch einen Bediensteten der betreffenden Behörde erfolgen könnte. Die Zustellung, im Amtsdeutsch auch „Niederlegung“ genannt, ist zu beurkunden. Für einen Postbediensteten ist daher ein PZA eine heikle Angelegenheit. Macht er einen Fehler bei der Zustellung, muss er mit persönlichen Konsequenzen rechnen.

Wie läuft nun ein solches Verfahren ab? Der amtliche Umschlag des PZA wird in einem gewöhnlichen Briefumschlag, häufig mit der vorgedruckten Bezeichnung „Postzustellungsauftrag(träge)“ an das jeweilige Zustellungspostamt versandt. Dieser Umschlag wird beim Zustellpostamt geöffnet, der PZA wird entnommen und säuberlich weiter bearbeitet. Weil der Umschlag nicht mehr benötigt wird, wird beim Aufreißen keine besondere Sorgfalt angewendet – also keine Rücksicht auf uns Philatelisten genommen. Es ist eher selten, dass beim Postamt ein Brieföffner verwendet wird. Daher sind 90% dieser Umschläge schwer ramponiert entsorgt worden.

Das Porto betrug im Jahr 2002 Euro 5,62 und war auf dem äußeren Umschlag zu frankieren. (Übrigens: Im Jahr 2013 kostet ein solcher PZA nur noch Euro 3,45, über Rahmenverträge kann dieser Betrag auf bis zu Euro 2,19 abgesenkt werden.) Die Preise beinhalten auch die Rücksendung der ausgefüllten Zustellungsurkunde als gewöhnlicher Brief.

Ein Beleg für 10 Postzustellungsaufträge der Stadt Moers an den Zustellstützpunkt der Deutschen Post AG stellt daher eine kleine Rarität dar und kann daher den Stellenwert eines Exponates durchaus anheben.

Zusammendruck : Australian War Memorial

Australien liegt weitab der großen Krigsschauplätze der Weltgeschichte – dennoch hat das Land seine militärische Vergangenheit. Von der ersten Landnahme in Sydney Cove im 18. Jahrhundert bis in unsere Tage war und ist Australien immer wieder in Kriege involviert. Während bei uns die Namen der Gefallenen in ihrer jeweiligen Heimatgemeinde am „Heldendenkmal“ genannt werden, gedenkt Australien der Opfer dieser Kriege in Canberra in einer nationalen Gedenkstätte. Die Idee dazu kam Charles Bean, dem offiziellen australischen Historiker des Ersten Weltkriegs, als er 1916 die Schlachten in Frankreich dokumentierte. 1917 wurde die Australian War Records Section gegründet, um die während des Krieges erstellten Aufzeichnungen für die Nachwelt zu erhalten. Doch erst 10 Jahre später fand der Architekturwettbewerb für die Gedenkstätte statt, und 1941 wurde das Gebäude schliesslich eröffnet. Im Ehrenverzeichnis sind lediglich Namen aufgeführt, nicht jedoch Dienstgrade oder Auszeichnungen, da im Tod alle gleich sind. Ein Museum erläutert die Rolle Australiens in den einzelnen Kriegen. 

Das Briefmarkenpaar zeigt den Ehrenhof, in dem eine ewige Flamme zum Gedenken an die Gefallenen brennt. Am rechten und linken Markenrand sind exemplarisch Vertreter der unterschiedlichsten militärischen Einheiten dargestellt.

Probedrucke : Umschäge von Markenheftchen

In Österreich sind sie unbekannt, in Großbritannien aber erfreuen sich Markenheftchen großer Beliebtheit. Neben neutralen Umschlägen wurden und werden immer wieder populäre und interessante Themen aufgegriffen. Ab 1968 startete die britische Post eine Serie über Entdecker und Seefahrer („Explorers Series“). Auf den Umschlägen waren abgebildet: David Livingstone (Mai 1968) – Robert Falcon Scott (Sept. 1968) – Mary Kingsley (Feb. / Mai 1969) – Ernest Shackleton (Aug. / Nov. 1969) – Martin Frobisher (Feb. 1970) – James Cook (Nov. 1970). Das einzige violette Heftchen (Livingstone) enthielt „GPO STAMPS : 6 at 1d : 6 at 3d : 24 at 4d“. Alle anderen, späteren Heftchen hatten einen grünen Umschlag und enthielten „GPO STAMPS : 4 at 1d : 14 at 4d : 12 at 5d“. 

Francis Drake sollte die Serie komplettieren. Und zumindest für einige der grünen Heftchen war ursprünglich auch eine „violette“ Stückelung vorgesehen. Von den Umschlägen der Explorer-Serie existieren Probedrucke für die Stückelung „6 at 1d : 6 at 3d : 24 at 4d“, sowohl auf weissem Karton, als auch bereits in der korrekten Farbe auf dickem violettem Karton. Für die „grünen“ Heftchen wurden keine neuerlichen Probedrucke mehr angefertigt.

Das letzte Markenheftchen mit Francis Drake wurde niemals verausgabt. Am 15. Februar 1971 trat das international übliche Dezimalsystem an die Stelle des traditionellen englischen Münzsystem. Bis dahin war ein Pfund Sterling in 20 Schilling (Abkürzung: s), und jeder Schilling in 12 Pence (Abkürzung: d) unterteilt. Nun wurde auf den Schilling verzichtet, und 100 Pence (Abkürzung p) ergaben 1 Pfund. Damit waren auch die alten Briefmarken und Markenheftchen obsolet. Um Verwirrungen zu vermeiden, wurde auf eine Neuauflage der Heftchen in neuer Währung verzichtet.

Empfänger zahlt (mehr oder weniger gerne) das einfache Entgelt

Draguignan ist eine Kleinstadt in der Provence, im französischen Département Var. Hier hat nicht nur die Artillerie (und neuerdings auch die Infanterie) ihr Quartier. Auch zahlreiche Behörden für das Département sind bzw. waren in Draguignan angesiedelt – unter anderem das Büro zur Preiskontrolle, eine Einrichtung des Finanzministeriums.

Im Normalfall sind Ämter der öffentlichen Verwaltung in Frankreich portobefreit. In spezielle Fällen aber hatte der Empfänger das einfache Beförderungsentgelt zu bezahlen. Darauf weist der Kastenstempel rechts oben hin und nennt als rechtliche Grundlage ein Gesetz aus dem Jahr 1889. Das Amtssiegel unter dem Absendereindruck bestätigt die Rechtmässigkeit dieses Hinweises. Im Aufgabepostamt Draguignan wurde daher am 18. März 1942 um 19:30 Uhr lediglich der Ort-Tages-Stempel abgeschlagen. Am Bestimmungsort Lorgues wurde der Brief zwei Tage später mit 1,50 Francs taxiert (= Inlandsbrief, 1. Gewichtsstufe bis 20g; Gebührenperiode 1942-01-05 bis 1945-02-28) und dem Empfänger zugestellt. 

Fancy Cancel

Als 1847 in den Vereinigten Staaten die ersten Briefmarken eingeführt wurden, standen die Postmeister vor einem Problem: Die Marken mussten entwertet und so einer Wiederverwendung entzogen werden. Wie dies zu geschenen hatte, war den Postmeistern überlassen. Nur eine Vorschrift mussten sie einhalten: Der Orts-Tages-Stempel durfte nicht auf der Marke abgeschlagen werden. In den Anfangsjahren kam zum Einsatz, was in den Postämtern vorrätig war: „Paid“-Stempel aus der Vorphilazeit sind ebenso zu finden, wie handschriftliche Entwertungen und Fingerabdrücke. 

Bald setzten sich Korkstempel durch, die allerdings einen grossen Nachteil hatten: Sie brachten viel zu viel Tinte auf die Marke. Die Postmeister begannen, überschüssiges Material aus dem Kork zu entfernen. So entstanden zunächst einfache geometrische Muster. Aber der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Tierdarstellungen waren ebenso möglich, wie Herzen oder Totenköpfe. Bis Ende der 1880er-Jahre waren solche „Fancy Cancels“ in Gebrauch. In den 1890er-Jahren schliesslich wurden in den USA die Stempel normiert, und die Korkstempel verschwanden aus den Postämtern. Erst in den 1930er-Jahren sollte diese Tradition wieder aufleben – nun aber als Geldquelle, und um die Wünsche der Sammler zu befriedigen.

Dieser „Fancy Cancel“, der am 30. August 1887 in Goshen, Indiana abgeschlagen wurde, zeigt ein Kürbisgesicht. Und dies nicht von ungefährt: Kürbisse sind auch heute noch eine der wichtigsten Feldfrüchte im Umland von Goshen. Ein Jahr, nachdem dieser Brief geschrieben wurde, fand die Stadt Anschluss an das lokale Eisenbahnnetz. Die Bevölkerung fand rasch einen Spitznamen für den geländebedingt gewundenen Schienenstrang: Pumpkin Vine Railroad (Kürbisrankenbahn). Heute folgt ein „Nature Trail“ der Trasse der längst stillgelegten Bahnlinie.

Das Philatelistische Komitees Südafrikas entschied anhand von Fotos

In den 1980er- und frühen 1990er-Jahren verzichtete die Südafrikanische Post auf Probedrucke. Der endgültige Entwurf einer neuen Briefmarke wurde in der Druckerei direkt umgesetzt. Das „Gut zum Druck“ kam vom „South Africa Philatelic Committee“. Damit dessen Mitglieder einen guten Eindruck der zu druckenden Marke bekommen konnten, wurden etwa 8 bis 10 Fotos des Entwurfs in Briefmarkengrösse angefertigt. Diese bildeten die Entscheidungsgrundlage über Annahme oder Ablehnung. Die Fotos verblieben bei den Mitgliedern des Komitees und kamen nur in Ausnahmefällen in den Handel. In diesem Fall wurden Wertstufe und Markengrösse gegenüber dem Entwurfs-Fotos geringfügig geändert.

Die Soldatenmarken der Schweiz

Seit dem Zweiten Weltkrieg kompensiert die „Erwerbsersatzordnung“ den Verdienstausfall der schweizerischen Soldaten. In früheren Jahren jedoch waren die Familien der Wehrdienst leistenden Schweizer auf Ersparnisse angewisen, denn der magere Sold konnte den Verdienstentgang nicht wettmachen. Um Härtefälle zu verhindern, wurden die Soldatenmarken geschaffen: Ab Mai 1916 verkaufte das Infanterie Regiment 11 (Solothurn) auf Initiative von Dr. med. Stiner die erste Wohltätigkeitsmarke. Die Idee fand rasch Nachahmer, und bald gaben die einzelnen Truppeneinheiten ihre eigenen Soldatenmarken heraus. Als reine Wohltätigkeitsvignetten hatten sie keinerlei Taxwert – Feldpost war (und ist) im schweizer Inland grundsätzlich portofrei. Auch als Nachweis der Portofreiheit konnten sie somit nicht dienen.

Um Verwechslungen mit regulären Briefmarken zu verhindern, mussten die Soldatenmarken vor dem Druck der Post vorgelegt werden, und ab 16. Dezember 1939 war für alle Entwürfe die Genehmigung der eidgenössischen Post in Bern notwendig. Die Truppe verkaufte die Marken auf freiwilliger Basis. Für viele Soldaten war es jedoch selbstverständlich, ihre Feldpost mit diesen Vignetten zu verzieren. Die Soldatenmarken wurden dann wie echte Briefmarken mittels Feldpoststempel „entwertet“. Und weil Sendungen ins Ausland und eingeschriebene Briefe taxpflichtig waren, konnte es auch“Mischfrankaturen“ mit normalen Marken geben.

Mit der Einführung der Erwerbsersatzordnung verloren die Soldatenmarken ihre Bedeutung, und am 8. Oktober 1945 wurde ihre Herausgabe vom Eidgenössichen Militärdepartement verboten. Das Verbot wurde inzwischen mit Wirkung vom 1. September 2003 wieder aufgehoben. Auch wenn Soldatenmarken definitiv nie Frankaturkraft hatten, hat der Verband der Schweizerischen Philatelisten-Vereine vor einigen Jahren beschlossen, sie auf Wettbewerbs-Ausstellungen in einer eigenen Klasse als „Briefmarken“ zuzulassen. 

Die Portofreiheitsmarken der Schweiz

Anstalten, Gesellschaften und Vereine, die sich der Armenpflege widmeten, genossen in der Schweiz Portofreiheit. Doch Briefkopf und Absenderstempel genügten nicht zum Nachweis der Gemeinnützigkeit, denn beides wäre beliebig „fälschbar“ gewesen. Der Gesetzgeber wollte Missbrauch verhindern und hat daher die Zahl der jährlich gratis zu befördernden Briefe begrenzt. Damit war gewährleistet, dass in erster Linie die Institution selbst für ihre Verwaltungsarbeiten in den Genuss der Portofreiheit kam. Gemäss Postgesetz vom 01. Januar 1911 erhielten derartige gemeinnützige Einrichtungen daher „Portofreiheitsmarken“ im Gegenwert von maximal Fr. 2000.– jährlich. Der Höchstbetrag wurde 1919 auf Fr. 2500.– und 1921 auf Fr. 3000.– erhöht, in den 1930er-Jahren jedoch im Rahmen von Sparmassnahmen des Bundes um jährlich ca. 10 % gekürzt. Zu Kontrollzwecken waren die Marken für jede Anstalt mit einer eigenen Nummer gekennzeichnet. Die Nummerierung geschah bis 1925 fortlaufend. Ab dem 01. Januar 1926 kamen grössere Typen für den Aufdruck zum Einsatz, bei einer neuen Nummerneinteilung nach Postkreisen. Am 31.12.1954 erlosch die Gültigkeit der letzten „Portofreiheitsmarken“.

Archivkarte = Stammkarte der Firma Francotyp

Beim Frankiermaschinen-Hersteller Francotyp war es lange Zeit üblich, alle ausgelieferten Maschinen auf einer Karteikarte zu dokumentieren. Neben einem Musterabschlag vom ersten Verwendungstag sind auf der Karte alle Kenndaten und bis Ende der 1940er-Jahre auch die Veränderungen und Reparaturen vermerkt. Die hier gezeigte Stammkarte dokumentiert eine Maschine vom Typ „francotyp C“ mit der Werksnummer C 31206. Das Gerät wurde am 12.04.1939 an die Greifenmühle Ernst Mahlkuch ausgeliefert und vom Postamt Klützow über Stargrad in Pommern in Betrieb gesetzt (heute: Kluczewo als Stadtteil von Stargard Szczeciński in Polen). Es war für Wertkarten bis 100,- Reichsmark zugelassen. Bereits am 01.07.1939 wurde das Werbe-Klischee geändert. Ab dann blieb die Freistempelmaschine wohl bis Kriegsende unverändert in Verwendung. Über ihr Schicksal nach dem 2. Weltkrieg ist nichts bekannt.

Die Greifenmühle war von 1734 bis 1945 im Besitz der Familie Mahlkuch. Name und Emblem sind dem Wappen von Pommern entlehnt. Der auf der Stammkarte genannte Besitzer Ernst Mahlkuch hielt die Geschichte seiner der Mühle von 1914 bis 1945 schriftlich fest und dokumentierte die Schwierigkeiten, mit denen sein Betrieb zu kämpfen hatte. So vernichte 1933 ein Brand die Mühle. 1938 gründete er das Greif-Werk und produzierte dort die von ihm erfundene und 1908 patentierte erste automatische Mehlabsackwaage sowie eine Kleieschleuder. Der Erfinder flüchtete 1945 mit dem Greif-Werk in den Westen und wagte in Lübeck den Neuanfang.

Ein angenehmer Schoko-Wurm

in zweibeiniger Lindwurm ist das Markenzeichen des Schweizer Schokoladenherstellers „Lindt & Sprüngli“. In Anlehnung an den Nachnamen des Firmengründers Rodolphe Lindt wurde die positive Seite des Untiers hervorgekehrt. Im Namen des Fabelwesens verbinden sich die althochdeutschen Begriffe lint = „Schlange“ mit wurm = „Schlange, Wurm“. Mit lint verwandt aber ist althochdeutsch lindi = „weich, nachgiebig, geschmeidig“, wovon sich wiederum lind = „angenehm mild“ herleitet. Und angenehm mild sind die Produkte von „Lindt & Sprüngli“ allemal!

Zur Verhinderung von Missbrauch lochte  „Lindt & Sprüngli“ ihre Briefmarken mit den Initialen des Firmennamens. Der abgebildete Beleg ist mit solch einer Perfin-Marke frankiert.

Vorsicht im Strassenverkehr !

Post aus der Zukunft

Obwohl dieser Brief im November 2003 befördert wurde, zeigt der Stempel eindeutig das Datum 11.11.2013!

Mit der Einführung des Euro im Jahr 2002 mussten auch neue Briefmarken herausgegeben werden. Eine davon zeigt eine nächtliche Ansicht der Schönlaterngasse in Wien. Ihr Nennwert von 0,51 Euro entsprach der ersten Gewichtsstufe für Inlandsbriefe, zuvor 7,- Schilling. Im Jahr darauf fand eine „Portoanpassung“ statt: Für den Standardbrief waren nun 0,55 Euro zu bezahlen. Die „alten“ Marken waren noch massenhaft vorhanden. Um sie weiterhin nutzen zu können, wurde eine Ergänzungsmarke im Wert von 0,04 Euro geschaffen. Sie zeigt dasselbe Motiv, ist aber zur Unterscheidung im Farbumfang reduziert. Später wurden die Wertangaben überdruckt, sodass nur noch eine Marke geklebt werden musste.

Aptierter Orts-Tages-Stempel auf Antwortbrief mit Werbe-Freistempel

Antwortbriefe boten Firmen eine praktische Möglichkeit, ihren Kunden die Kosten für eine Rückantwort abzunehmen. Normalerweise kamen hier Antwort-Ganzsachen zum Einsatz. Sehr selten aber wurde ein Antwortbrief mittels Werbe-Freistempel auf einem entsprechend gekennzeichneten Kuvert vorausbezahlt. In diesem Fall musste der Freistempel im Aufgabepostamt mittels Orts-Tages-Stempel entwertet werden. So wurde die Mehrfachverwendung verhindert.

Dieser Beleg vom 29.10.1938 aus Teplitz-Schönau weist eine weitere Besonderheit auf: Bis Oktober 1938 kamen in den an Deutschland angrenzenden Gebieten der Tschechoslowakei zweisprachige Stempel zum Einsatz: Die Ortsnamen waren in Tschechisch und Deutsch angegeben. Doch vom 1. Oktober bis zum 10. Oktober 1938 besetzten rund 24 Divisionen der deutschen Wehrmacht diese grenznahen Gebiete. Während einer kurzen Übergangsphase wurden weiter die alten tschechischen Briefmarken und Stempel verwendet. Bald aber waren die Orts-Tages-Stempel im gesamten „Reichsgau Sudetenland“ aptiert. Der tschechische Ortname hatte im Stempel nun nichts mehr verloren: Er wurde entfernt.

Bereits ab 09.10.1938 wurde in mehreren besetzten Städten (darunter auch in Teplitz-Schönau) ein Propagandastempel „Wir sind frei!“ auf Sammlerbelegen abgeschlagen (teilweise auch auf tschechischen Marken). Diese Stempel waren wohl schon vor der Besetzung des Sudetenlands vorbereitet worden. Doch an neue Orts-Tages-Stempel hatte das Nazi-Regime nicht gedacht. Statt dessen mussten die alten Stempel noch recht lange in aptierter Form weiterverwendet werden!

Die neue Dauermarkenserie wird immer interessanter

In der Briefmarke 2.12 wurde ein Artikel über die 62-Cent-Rollen-Dauermarke in zwei verschiedenen Stanzungen abgedruckt. Nun sind Heftchen zu je 5 Stück der 62 Cent_Marke „Kunsthaus Bregenz“ und 5 Stück der 62 Cent-Marke „Kunsthalle Krems“ mit verschobener Stanzung bekannt geworden.

Das Markenheftchen ist aus einer Auslieferung der Post an den Postpartner in Thüringen in Vorarlberg. Der Fund stammt aus der ersten Hälfte des Dezember 2011. Die Stanzung ist um ziemlich genau einen Zentimeter nach rechts verschoben, sodass eine Folie Teile von zwei Marken enthält, während die zweite Folie gerade einmal etwas mehr als die Hälfte einer Marke groß ist.

Dass es sich nicht um ein Einzelstück handelt, ist daraus ersichtlich, dass an diesen Postpartner gleich zehn der Heftchen mit dieser verschobenen Stanzung geschickt wurde. Leider ist der Postpartner in philatelistischen Dingen nicht so bewandert, sodass er die Heftchen als unbrauchbar an die Post rückgesendet hat. Das bereits verkaufte Heftchen ist in die Hände unseres Mitglieds Gebhard Nardon aus Dornbirn gelangt, der natürlich sofort die Abweichung erkannt und die Information an die Vereinsmitglieder weiter gegeben hat. Das Bild stammt von diesem Heftchen.

Diese Freimarkenserie scheint noch Einiges zu bieten zu haben. Einerseits dürfte die Druckerei Enschedé in den Niederlanden recht eigenwillige Entscheidungen treffen, andererseits scheint die Endkontrolle nicht so 100%ig zu funktionieren. Ich kann mich nur dem Verfasser des Artikels über die verschiedenen Stanzungen der 62 Cent-Rollenmarke, Alfred A. Graf anschließen, dass wir die Augen bei dieser Serie besonders gut offen halten sollten. Wer schnell schaltet, dem eröffnet sich ein bereits jetzt schon recht interessantes Sammelgebiet. So sehr die Serie auch von den Sammlern wegen der Gestaltung abgelehnt wurde, so interessant gestaltet sich nun deren Entwicklung.

Avis de Reception – Rückschein

Für Leute, die genau wissen möchten, wer einen eingeschriebenen Brief übernommen hat, gibt es den Rückschein. Das vom Absender ausgefüllte Formular begleitet den Einschreibbrief bis an seinen Bestimmungsort. Dort wird der Rückschein vom Empfänger unterzeichnet und als Empfangsbestätigung an den Absender zurückgesendet.


Die Schottische Aufklärung von 1730 bis 1790

Das Scottish Enlightenment hatte sein Zentrum in Edinburgh, denn hier wurde ein neues Schottland geboren. Der unersättliche Appetit für Fakten und Vermögen gebar ein sich ständig vergrößerndes Potential von Wissenschaftlern und Künstlern. So wurde denn auch die erste Fortschrittstheorie in Britannien vom schottischen Philosophen David Hume (1711–76) entwickelt.

Der Schotte, der den weltweit tiefsten Entwicklungseindruck hinterließ, war der Wirtschaftsphilosoph Adam Smith (1723–90). In seinem Buch Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations legte er mit seiner Theorie, wie in einer wissenschaftlich fundierten Tatsache, fest, dass die Menschheit einen natürlichen Hang zur Selbstverbesserung hat. Erlaube man ihr, ihren natürlichen Bedürfnissen zu folgen, würde sie auch ungewollt eine bessere Welt schaffen: reicher, freier und mit einer besseren Ausbildung; einzige Bedingung ist, Regierungen dürften sich nicht in den Weg der sich entwickelnden Märkte stellen. Mit dieser These schuf er den Begriff der freien Marktwirtschaft.

James Hutton (1726-1797) gilt als der Begründer der Geologie als Wissenschaft und letztlich auch der Geochronologie. Denn er benannte als Erster die Kluft zwischen menschlicher und geologischer Zeitskala, und dass Menschheit und Schöpfung älter sein müssten, als man bisher aus der Bibel berechnet hatte (siehe das Jahr 5508 v. Chr.). Dieselben geologischen Prozesse, die heute zu beobachten sind, müssten auch in der Vergangenheit gewirkt haben (Aktualismus). Daher wären direkte Rückschlüsse von heute auf die früheren Abläufe möglich.

Joseph Black (1728-1799) war ein schottischer Physiker und Chemiker. Er ist der Entdecker des Kohlenstoffdioxids, des Elements Magnesium und der latenten Wärme.

Das Aerogramm – auch „Luftpostleichtbrief“ genannt – besteht aus einem einzelnen vorgedruckten Briefbogen, der zum Versand gefaltet und an allen Seiten geklebt wird. Die meisten Postverwaltungen verwenden dazu extra dünnes Papier, meist in blauer Farbe. Durch den eingedruckten Wertstempel bzw. den Hinweis auf die Vorauszahlung der Gebühr ist das Aerogramm den Ganzsachen zuzurechnen und kann damit in all seinen Bestandteilen in einem thematischen Exponat verwendet werden. Dies gilt vor allem auch für die bildlichen Darstellungen, die von vielen Postverwaltungen zur Kultur- und Tourismuswerbung verwendet werden.

Aerogramme wurden von der britischen Post 1941 unter der Bezeichnung „Air Letter“ für die Soldaten in Übersee eingeführt. Ab 1943 konnten sie auch von der Zivilbevölkerung benutzt werden. Der Weltpostverein gab am 9.10.1949 die offizielle Zustimmung und führte 1954 die Bezeichnung „Aerogramme“ ein. Der gefaltete Bogen darf keine Einlagen enthalten. Wird das Gewicht von 5 Gramm nicht überschritten, so gilt in den meisten Ländern ein ermäßigtes Porto gegenüber dem normalen Luftpostbrief. Durch Internet und Email hat das Aerogramm seine Bedeutung etwas verloren.

Weihnachtliche Drachenpost

Über die „Dragon Post“ der Tunbridge Wells Welsh Society lassen sich im Internet kaum Informationen finden. Die Stadt Royal Tunbridge Wells liegt in England im äußersten Westen der Grafschaft Kent. Offenbar leben dort zahlreiche Auswanderer aus Wales, die sich in einer „Welsh Society“ zusammengeschlossen haben. In der Vorweihnachtszeit unterhält diese Vereinigung einen privaten Postdienst, die „Dragon Post“. Der Walisische Drache ziert deren Marken. Sie wurden mit einem dreizeiligen Stempel „Dragon | [Datum] | Post“ entwertet. Der Service steht in erster Linie Mitgliedern offen: Manche der Kuverts, die in den Handel gelangen, tragen als Anschrift lediglich Vornamen ohne Angabe von Strasse und Hausnummer. Der Postbote weiss ohnehin, wer gemeint ist.

Streikpost-Cinderella

Ab dem 20.01.1971 legte in Großbritannien ein sechswöchiger Poststreik den gesamten Brief-, Paket- und Fernsprechdienst lahm. Rund 230 000 Postbeamte forderten eine Lohnerhöhung um 15 Prozent. Die britische Regierung weigerte sich erfolgreich, diese Forderungen zu erfüllen. So stimmten am 07.03.1971 94% der Mitglieder der britischen Postgewerkschaft für einen Abbruch des Streiks. Dennoch wurden in diesem Zeitraum Briefe zugestellt. Private Unternehmen übernahmen die Aufgaben der Post. Neben echten Streikpost-Briefmarken existiert aber auch eine Unzahl von Vignetten, die zwar für gutes Geld an Sammler verkauft wurden, aber nie für die Briefbeförderung zum Einsatz kamen. Und selbst die „echten“ privaten Briefzusteller bastelten für ihre Streikmarken Ersttagsbriefe! Seriöse Händler deklarieren die Marken der „Pirate Post 1971 (Exeter to Bristol to London)“ als Cinderellas. Diese sind definiert als briefmarkenähnliche Druckwerke, die nicht von einer offizieller Postverwaltung und nicht für postalische Zwecke herausgegeben wurden. Die Definition lässt genügend Raum, um auch Privatpostmarken und Streikmarken als Cinderellas zu bezeichnen, da sie zwar der Briefbeförderung dienen, nicht aber von einer offizielle Postverwaltung aufgelegt wurden.

Anders als viele andere Streikpost-Vignetten sollen die Marken der „Pirate Post“ von Bellerby-Palmer tatsächlich bei der Postbeförderung zum Einsatz gekommen sein. Bellerby war die Druckerei, welche die Marken herstellte. Über Palmer ist nichts mit Sicherheit bekannt. Eine (unbestätigte) Theorie besagt, dass ein Kohlenhändler dieses Namens in Exeter seine Kontakte zu Eisenbahnern ausnutzte, um die Post zunächst nach Bristol, später nach London zu transportieren. Die „Ersttagsbriefe“ vom Februar 1971 (ohne genaues Datum, mit und ohne eingestempelte Adresse) hingegen sind wohl Machwerke, die allein auf die Geldbörsen der Sammler zielten.

Ein Couleurstudent als Firmengründer

Firmenlochungen (Perfins – PERForated INitials) sollten die missbräuchliche Verwendung der in den Büros vorrätigen Briefmarken durch Angestellte verhindern. Meist dienten die Initialen der Firma als Kennzeichnung, selten auch figurale Motive.

Die Firma de Fries & Cie. in Düsseldorf wählte eine Kombination von beidem. Die Buchstaben „de“ – „F“ – „Cie“ sind ineinander verschlungen. Die Lochung ähnelt so dem „Zirkel“ einer Studentenverbindung. Das studentische Emblem besteht im Normalfall aus dem Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens, je nach politischer Ausrichtung den Buchstaben v – c – f oder E – F – V, sowie einem Rufezeichen. Ersteres steht für „vivat – crescat – floreat“ (die Verbindung möge leben, wachsen und blühen), letzteres für „Ehre – Freiheit – Vaterland“. Wir dürfen annehmen, dass der Werkzeugmaschinenfabrikant Wilhelm de Fries (und/oder sein Bruder und Mit-Firmengründer Heinrich) Mitglied einer Studentenverbindung war. Briefmarken mit dieser Lochung wurden von 1902 bis 1925 verwendet.

Unbotmässige Trauer

Am 9. Oktober 1934 wurde Alexander I. Karađorđević, König von Jugoslawien ermordet. An diesem Tag hielt er sich anlässlich eines Staatsbesuches in Marseille auf. Warnungen der französischen Polizei und des jugoslawischen Konsulats vor einem möglichen Attentat schlug er in den Wind. Gegen 16 Uhr verließ er den Kreuzer „Dubrovnik“ und traf an Land den französischen Außenminister Louis Barthou. Ihre offene Limousine hatte erst 100 Meter im Schritttempo zurückgelegt, als beide vom bulgarischen Attentäter Wlado Georgiew Tschenosemski erschossen wurden. Alexander I. verstarb wenige Minuten nach dem Attentat in der Präfektur von Marseille. Er wurde nach Serbien überführt. Der Mörder hingegen wurde von einem französischen Offizier mit einem Säbelhieb schwer verwundet. Er erlag noch am selben Abend seinen zahlreichen Verletzungen, die ihm wütende Zuschauer und Polizisten zugefügt hatten.

Selbstverständlich wurde in Jugoslawien Staatstrauer verkündet. Die Briefmarken mit dem Bildnis des nun ermordeten Königs erhielten einen Trauerrand. So konnten die bereits in grosser Zahl gedruckten Marken aufgebraucht werden. Manchmal waren die Drucker zu schnell. Ein verschobener Aufdruck war die Folge, sodass eine Seite des Trauerrandes fehlt – wie auch die verordnete Trauer bei manchem Bürger unvollständig blieb. Solch eine Marke befindet auf dieser Paketkarte. Das Paket wurde am 18.05.1935 in Zagreb nach Slavonski Brod aufgegeben.

Halbierung (zumindest der Macht) des Staatschefs

Henri Philippe Benoni Omer Joseph Pétain (1856 – 1951) war ein französischer Militär und Politiker. Er wurde im Ersten Weltkrieg nach seinen Abwehrerfolgen im Jahre 1916 („Held von Verdun“) Oberbefehlshaber der französischen Armee und prägte nach dem Krieg als Marschall von Frankreich und Generalinspekteur der Armee die Verteidigungsdoktrin Frankreichs. Im Vichy-Regime bekleidete er nach kurzer Tätigkeit als Ministerpräsident das Amt des Chef de l’État (Staatschef).

Die französische Post erhöhte am 5. Januar 1942 das Porto für einen Inlandsbrief auf 1 Franc 50 Centimes. Nachdem in der Rue Ballu noch keine Marken mit diesem Wert zur Verfügung standen, wurde die 1 Franc-Marke mit dem Bildnis des Staatschefs Petain einmal zur Gänze und einmal zur Hälfte verwendet. Halbierungen wurden einige Tage lang toleriert.

Damit nahmen die Postbeamten die Geschichte vorweg. Denn Pétain wurde 1944 nach der Landung der Alliierten in der Normandie interniert und nach Sigmaringen gebracht. Aus dieser süddeutschen Kleinstadt wurde formal bis zum 21. April 1945 die „Hauptstadt des besetzten Frankreichs“. Am 26. April stellte sich Pétain dem französischen Obersten Gerichtshof. Am 14. August 1945 wurde er von einem französischen Kriegsgericht wegen Kollaboration mit Nazideutschland zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde durch seinen späteren indirekten Nachfolger Charles de Gaulle in lebenslange Haft und Verbannung auf die Insel Île d’Yeu umgewandelt. Pétain starb 1951 in der Verbannung.

St.Beatus – ein unbekannter Drachentöter

Der Heilige Beatus gehörte wahrscheinlich zu jenen irischen Glaubensboten, die im 6 Jahrhundert die Schweiz und die angrenzenden Landstriche christianisierten. Gemeinsam mit seinem Gefährten Justus – so erzählt seine nicht ganz wahrheitsgetreue Vita – erreichte er den Thunersee. Dort berichteten ihm die Bauern von einem schrecklichen Drachen, der in einer nahen Höhle hauste und das Land terrorisierte. Beatus und Justus zögerten nicht lange. Sie liessen sich über den See rudern und drangen zur Drachenhöhle vor. Alleine stieg Beatus den Berg hinan. Der Drache schoss aus der Höhle hervor, spie Feuer und wollte sich mit flammenden Augen auf den Feind stürzen. Beatus erhob nur das Kreuz und beschwor das Untier unter Anrufung der Heiligen Dreifaltigkeit. Das war zu viel für den Drachen! Ohnmächtig stürzte er über die Felswände hinab in den See. Das Wasser aber begann dabei in heisser Wallung zu kochen. Zum Zeichen, dass das Ungeheuer auch wirklich besiegt war, wählten die beiden heiligen Männer die ehemalige Drachenhöhle zu ihrem Wohnsitz. Im 90. Lebensjahr schliesslich starb Beatus und wurde vor der Höhle begraben. Heute trägt die nahe gelegene Ortschaft seinen Namen.

Ganzsache, am 09.07.1907 von St.Beatenberg (heute: Beatenberg, BE) in das Bauerndorf (Les) Planchettes bei La Chaux-de-Fonds, NE (an: 10.07.1907). Mit 233 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2009) gehört Les Planchettes heute zu den kleinsten Gemeinden des Kantons Neuenburg. 1907 wird dies nicht viel anders gewesen sein!

Geldgier und Sicherheit vertragen sich nicht

Egal, ob Tōkai-mura oder Three Miles Island, ob Tschernobyl oder Fukushima: Die Verantwortlichen übertreffen sich in den Beteuerungen, dass „so etwas“ in Europa völlig undenkbar und ausgeschlossen ist. Alle Sicherheitsvorschriften werden eingehalten, man macht keine planlosen Experimente, und ein Tsunami wird im Bodensee nie auftreten. Der TÜV wacht, und alles ist unter Kontrolle. Und trotzdem: Die Glaubwürdigkeit bleibt auf der Strecke, wenn die Gier nach Geld die Normen diktiert.

Bedarfs-Einschreibbrief aus Rumänien nach Dornbirn mit Sondermarken „10 Jahre Europäische Zentralbank“ und „Kernkraftwerk Cernavodă“

Atomenergie – totsicher! 

Der erste Forschungsreaktor Japans wurde 1955 in Tōkai-mura in Betrieb genommen. Rund um den Forschungsreaktor entstand rasch eine kerntechnische Großanlage bestehend aus einem Kernkraftwerk sowie der nationalen Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Brennelemente. In Tōkai befindet sich auch das Japanische Atomforschungsinstitut bzw. seit 2005 die „Japan Atomic Energy Agency“.

In der 1981 in Betrieb genommenen Wiederaufarbeitungsanlage kam es am 30. September 1999 zu einem folgenschweren Unfall. Maximal  2,3 kg angereichertes Uran hätten in den Tank gefüllt werden dürfen. Den Rekonstruktionen zufolge waren es aber etwa 16 kg, die tatsächlich eingefüllt worden waren. Was jedoch genau geschah, bleibt bis heute unklar. Wahrscheinlich sollte Uranoxid in Salpetersäure aufgelöst werden, damit Urannitrat entsteht. In einem weiteren Schritt hätte man daraus wohl Urandioxid (das Mineral Uraninit = Pechblende) gewinnen wollen, welches man zu Brennstoff-Tabletten presst. Fest steht weiters, dass die ungenügend ausgebildeten Arbeiter interne wie behördliche Vorschriften missachteten und das Uran manuell in den Tank schütteten. Wie auch immer: Die Kritikalität wurde überschritten, und es kam zu einer unkontrollierten nuklearen Kettenreaktion, die 20 Stunden lang anhielt. Die Zahl der Menschen, die erhöhten Strahlendosen ausgesetzt waren, wird mit 35 bis 63 angegeben. Zwei Arbeiter starben an den Folgen der Strahlung. Mehrere hundert Anwohner wurden kontaminiert. Das Ereignis von Tōkai-mura war bis vor kurzem der drittschwerste Atomunfall weltweit.

Stempelprovisorium / Notstempel Engelskirchen

Schwere Luftangriffe gegen Ende des Zweiten Weltkriegs verwandelten den damals aus Fachwerkhäusern bestehenden Ort Engelskirchen im Bergischen Land in einen Trümmerhaufen. Dabei ist auch der Poststempel verloren gegangen, und adäquater Ersatz war nicht vorhanden. Die Briefmarken der Amerikanischen Post wurden stattdessen mit einem Langstempel entwertet, und der Datumsstempel wurde darunter separat abgeschlagen.

Der wohl bekannteste Bürger aus Engelskirchen hieß Engels: Der Textilfabrikant Friedrich Engels sen. gründete am 1. Juli 1837 die Fabrik Ermen&Engels. Er war der Vater des Philosophen Friedrich Engels jun. Der Gemeindename hat dennoch nichts mit dem Autor des „Kapitals“ zu tun, sondern er ist seit 1353 nachgewiesen. Seine Bedeutung und Herkunft liegen im Dunkeln.

Im jüngerer Zeit erlangte Engelskirchen Bekanntheit als Wohnort des Christkinds. Ab 1985 wurden Briefe „An das Christkind“ mangels einer konkreten Adresse nach Engelskirchen geschickt. Die Postamtsleiterin wollte die Kinder nicht enttäuschen und beantwortete diese Briefe. Heute erfüllt alljährlich ein Sonderpostamt mit eigener Postleitzahl (51777 Engelskirchen) diese Aufgabe. Im Jahr 2009 mussten über 160.000 Briefe aus aller Welt beantwortet werden. Die Weihnachtspostfiliale in Engelskirchen ist damit die beliebteste Christkind-Adresse in Deutschland.

Auskunftsschein

Dass ein Brief seinen Empfänger nicht erreicht, kann gelegentlich vorkommen. Damit dies nicht passiert, sowie zur Absicherung des Absenders, kann ein Brief eingeschrieben aufgegeben werden. Auf Wunsch und gegen Bezahlung wird der Absender über das Schicksal seines Briefes informiert.

Auskunftsschein für den Absender (Renseignements fournis à l´expediteur) über das Los (sur le sort) eines registrierten Briefs (d’un objet chargé ou recommandé) aus Frankreich, frankiert und gestempelt am 05. Juli 1886 in Draguignan (Departement Var). Die Inschrift empfiehlt dem Absender, sich auch an den Direktor des Post- und Telegrafenamts seines Departements zu wenden, um gegebenenfalls über diese Mitteilung hinaus gehende, später einlangende Informationen zu erhalten. Auf der Innenseite wird am nächsten Tag einerseits bestätigt, dass der Brief aufgegeben wurde, andererseits, dass er seinen Empfänger (einen Advokaten in Frejus) erreicht hat.

Abklatsch

Ein Abklatsch ist ein rückseitiger, spiegelverkehrter Abdruck des Markenbildes. Ein Bogenabklatsch entsteht durch das Aneinanderpressen noch feuchter Druckbögen. Er ist eher unscharf und versetzt. Schärfer und fast deckungsgleich mit dem Markenbild ist der Maschinenabklatsch. Fehlt in der Druckmaschine das Papier, so druckt der farbhaltige Zylinder auf die Anpresswalze. Die Farbe auf der Walze wird dann beim nächsten Bogen spiegelverkehrt auf das Papier gedruckt, während der Farbzylinder auf der anderen Seite des Bogens die normalen Marken druckt.

Oberrandstück mit markantem rückseitigem Abklatsch (Maschinenabklatsch) : Deutschland 30 Pfennig Handwerk-Tradition-Fortschritt.

MonTimbrenLigne

Unter dem Titel „MonTimbrenLigne“ bietet auch die Französische Post Internetmarken an. Im Gegensatz zu anderen Ländern können jedoch keine eigenen Fotos hochgeladen werden. Das Bildmotiv muss aus 200 möglichen Bildern gewählt werden, die von der Post vorgegeben sind. Der Personalisierung der Internetmarken sind damit Grenzen gesetzt.

Wert (gemäss den aktuellen Gebührenstufen) und Anzahl sind frei wählbar.

Tin Can Mail

Die Post für die Kaufleute der Tonga Inseln wurde von den Handelsschiffen transportiert. Mussten keine Waren zugestellt oder abgeholt werden, so bestand auch kein Grund, die später Tin Can Island genannte Insel anzulaufen. Damit die Händler nicht zu lange ihre Post warten mussten, wurden die Briefe ab 1882 in Metallkisten für Schiffzwieback verschlossen. Die Kiste („Tin Can“) wurde über Bord geworfen und von den Einheimischen schwimmend (und später mit Ausleger-Kanus) geborgen. Dieser Postdienst funktionierte über 50 Jahre. Ab 1928 wurden Tin-Can-Briefe für Sammler produziert. In den 1930er Jahren legten Kreuzfahrtschiffe vor den Tonga Inseln einen Stopp ein, damit die Passagiere diesen Postdienst nutzen konnten.

Massenfrankaturen – Express

Während der rasch fortschreitende Inflation der Zwischenkriegszeit wurden die kleinen Werte der Postwertzeichen gelegentlich in Massenfrankaturen aufgebraucht. Belege dieser Art sind in Österreich – im Gegensatz zu Deutschland – relativ selten.

Reko-Expressbrief vom 13.03.1920 (2. Gebührenperiode 15.01. bis 14.04.1920). Porto 40 H. + Rekogebühr 60 H. + Expressgebühr 60 H. = 160 Heller. 14er Eckrandblock der 10-Heller-Marke mit durchgehender Randleiste.

WebStamp Private

Unter diesem Namen bietet die Schweizer Post seit 2006 eine digitale Briefmarke an. Diese kann von bei PostMail registrierten Benutzern direkt übers Internet und ohne Erwerb einer speziellen Software verwendet werden. Der Kunde kann dabei neben der Data-Matrix ein Bild seiner Wahl in der Größe einer herkömmlichen Briefmarke platzieren und damit dem Wertzeichen eine persönliche Note verleihen. Bei der Anwendung von WebStamp Private müssen die Sendungsgattung, die Eigenschaften der Sendung (Gewichtsklasse sowie allenfalls Format und Dicke) und die Destination (Schweiz, Europa, Übersee) eingegeben werden, woraufhin ein Wertzeichen der entsprechenden Taxe generiert wird.

Nachsendungen Express

Bei Änderungen der Anschrift werden Briefsendungen nachgesandt, sofern sie den Bedingungen für die neue Beförderung entsprechen, bzw. der Absender dies nicht durch einen Vermerk auf der Anschriftseite in einer im Bestimmungsland bekannten Sprache ausgeschlossen hat. Die Ergänzungsgebühren für Eilsendungen werden bei Nachsendungen nach einem anderen Land gestrichen.

Reko-Expressbrief der 2. Gewichtsstufe nach Lörrach am 21.12.1921, Empfänger nach Basel verzogen. Porto 10 K. + 2 K. (2. Gewichtsstufe) + Rekogebühr 10 K. + Expressgebühr 20 K. Nachsendung nach Basel (Grenzrayon) am 10.01.1922 – Ankunft 16.01.1922. Porto 2 M. + 1 M. (2. Gewichtsstufe) + Rekogebühr 2 M. = 5 Mark (keine Expressgebühr).

Großbritannien: Automation des Briefverteildienstes

codierte Briefpost mit binärem Aufbau; phosphoreszierende Punkte, am rechten Briefrand mit einem Startpunkt beginnend

PAP – Pret-a-Poster

In Frankreich lösen Werbeganzsachen zunehmend die Flaggenstempel als Werbeträger ab, die der Einführung von standardisierten Stempelmaschinen mit ihren Wellenstempeln zum Opfer fallen. Ortsverwaltungen und Tourismusbehörden können bei der Post Werbezudrucke auf Ganzsachenkuverts beantragen. Diese werden – normalerweise im 10er-Pack – in den lokalen Postämtern verkauft. Auch wenn diese Kuverts Registriernummern haben, gibt es kaum Aufzeichnungen über Orte und Motive.

Die Kuverts tragen rückseitig folgende Angaben: „Enveloppe pré-timbrée à validité permanente prévue puor un envoi jusqu’à 20 grammes. Enveloppe agréee par LA POSTE – Agrément N° xxx – Lot yyyyyyyyy“

In der ersten Ziffer der dreistelligen Nummer ist das Format des Kuverts codiert: 8 steht für DL (DIN lang) = 110×220 mm, 9 für DIN C6 = 114×162 mm. Die beiden anderen Ziffern stehen für den Hersteller, z.B. 39 = Papyrus, 59 = Navarre Roanne Tirecol, 88 und 89 = La Couronne (Quick-sil), 98 = La Couronne, 99 = Garnier-Ponsonnet-Vuillard. Diese Angabe fehlt bei Fensterkuverts. Lot yyyyyyyyy ist die beim Hersteller intern registrierte Nummer. Ein kleines Quadrat gibt an, in welchen Einheiten die Kuverts im Postamt verkauft werden: 7×7 mm = 100er-Pack, 12×12 mm = 10er-Pack.

Briefmarken-Entwurf mit Lilie und Wappen der französischen Provinz Marche 1955

Postgebührenfreiheit – Express

Für Kriegsgefangenen und Zivilinterniertensendungen galt Postgebührenfreiheit. Die betreffenden nationalen Auskunftsstellen und Zentralauskunftsstellen genossen ebenfalls Gebührenfreiheit für Briefsendungen, die Expressgebühr musste aber in bar mittels Postwertzeichen entrichtet werden.

Brief an H.S.H. Edward Duke of Windsor, Ex-king of England

Ein nettes geschichtliches Dokument ist dieser Brief an „H.S.H. | Edward Duke of Windsor | Ex-king of England | in Enzesfeld | Bez. Baden N.Öst.“.

Edward VIII. Albert Christian George Andrew Patrick David (* 23. Juni 1894 in White Lodge; † 28. Mai 1972 in Paris) war von Jänner bis Dezember 1936 König des Vereinigten Königreichs und Kaiser von Indien. Bereits am ersten Tag seiner Herrschaft zeigte er sich öffentlich gemeinsam mit seiner Geliebten, der zweimal geschiedenen, bürgerlichen US-Amerikanerin Wallis Simpson. Dass der britische Souverän als Oberhaupt der anglikanischen Kirche eine geschiedene Frau offiziell heiratete, war unmöglich. Daher musste Edward am 11. Dezember 1936 abdanken. Ab dem 14. Dezember 1936 verbrachte der nunmehrige Herzog von Windsor als Gast von Eugen Rothschild längere Zeit auf Schloss Enzesfeld.

Warum ein Bregenzerwälder aus Andelsbuch dem abgedankten König schrieb, werden wir nie erfahren. Wohl um im Dorf nicht ins Gerede zu kommen, trug das Kuvert keine Absenderangabe. Auch warum der Brief mit der Muttertagsmarke frankiert wurde, wissen wir nicht. Tatsache ist, dass sie seit 31.10.1936 nicht mehr gültig war. Der Beamte im Zug Nr. 294 der Bregenzerwaldbahn Bezau – Bregenz hatte dies übersehen und am 23.12.1936 normal gestempelt. Erst im Empfangspostamt Enzesfeld wurde die Marke als ungültig markiert und der Brief mit dem doppelten Porto = 48 Groschen taxiert. Der Duke of Windsor aber war – falls er den Brief überhaupt je gesehen hatte – nicht bereit, das Nachporto zu bezahlen. Ein Aufkleber auf der Rückseite erklärt „Nicht angenommen. | Refusé“. Zusätzlich wurde die Empfängeradresse durchgestrichen und ein Vermerk „zk. Bregenz“ angebracht. Der Brief bleib bis zum 08.02.1937 in Enzesfeld liegen, bevor er Richtung Vorarlberg zurück ging. Zur Ermittlung des Absenders wurde der Brief vom „Postlageramt | der Post- und Telegraphendirektion für Tirol und | Vorarlberg in Innsbruck“ geöffnet. Wann er schließlich in Bregenz eintraf, lässt der Stempeldruck nicht mehr erkennen.

„Valeurs à Recouvrer“ = Einzugsmandat

gestempelt am 31.12.1938 in Saintes (Frankreich)

Reco-Zettel ohne Ortsangabe, Nr. 057
Ankunftsstempel St-Georges-du-Bois (Charente-Inférieure) : Der erste Abschlag vom 02.[?] Jänner wurde verschmiert, um das Datum unkenntlich zu machen, und mit blauem Stift anulliert; zweiter Abschlag vom 01.01.1939

Rohrpost

Rohrpost-Ganzsache 15 Kreuzer 1890

Wien Station Central Telegraphen Centrale
nach Graz über Südbahnhof

Zusatzfrankatur = Weiterporto 5 Kreuzer
+ Expressgebühr 15 Kreuzer

Geldschein als Markenpapier

Manchmal war Papier Mangelware : In solchen Zeiten wurden Briefmarken auf der Rückseite von nicht mehr benötigten bzw. ungültigen Landkarten oder Geldscheinen gedruckt.

Lettland 1919, Sondermarke 50 Kapelkas auf unfertigem 10-Mark-Schein der Befreiungsarmee Berrmondt-Awaloff.

Absender-Freistempel der Boon Rawd Brewery Co., Ltd.
Bangkok / Thailand (Singha-Bier)

Die buddhistische Zeitrechnung (Buddhasakarat, BE) wird in Thailand seit dem 21.12.1912 AD verwendet. Die Jahreszählung beginnt mit dem Tod Buddhas im Jahre 543 v. Chr. Der Jahreswechsel (Maha Songkran) erfolgt am 13. April. Daraus ergibt sich:

1. Januar bis Maha Songkran: BE = AD + 542, AD = BE – 542
Maha Songkran bis 31. Dezember: BE = AD + 543, AD = BE – 543
Das Datumsangabe -8.12.40 BE entspricht also dem 08.12.1997.

Republik Österreich – Amtspost Express

Mit Verordnung vom Mai 1945 war der Expressgebühr in bar mittels Postwertzeichen zu entrichten. Die Freimachung mit dem Vermerk „Jahresgebühr“ war nur der Gemeindeverwaltung Wien gestattet. Behörden und Ämter mussten die von ihnen aufgelieferten Briefsendungen ausnahmslos freimachen, lediglich große Auflieferungen konnten Barfreimachungen zur Aufwendung bringen: Abdruck des Stempels „Postgebühr bar bezahlt“ neben dem OT-Stempel.

Reko-Expressbrief des Bundesministeriums für Inneres von Wien 12.4.1952 an die Bezirkshauptmannschaft Braunau am Inn. „Wahlsache sehr dringend“ Postgebühr bar bezahlt (Reko + Portogebühr wurden intern verrechnet) Expressgebühr 80 Groschen bar entrichtet mittels Postwertzeichen Ankunft 13.4.1952 / 9.30 Uhr.

Fotoessay

Fotoessay des Entwurfes von Karen Scholz, Ersttag 9.3.1995; der Löwe steht für Braunschweig und die TU; noch mit der alten Bezeichnung Deutsche Bundespost (ab 1.5.1995 Deutschland)

Eine Spezialentwertung als erzieherische Massnahme

Briefmarken haben in der oberen rechten Ecke des Kuverts zu kleben – nicht zuletzt, damit sie auch von Maschinenstempeln sicher entwertet werden. In Italien dürften recht viele Leute diese Anordnung ignoriert haben. Jedenfalls waren in den späten 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre in einigen grösseren Städten (Rom, Mailand …) Stempelmaschinen in Gebrauch, welche mit einem grossflächigen Rautenmuster die Briefmarke unabhängig von ihrer Position entwerten sollten. Als erzieherische Massnahme steht an Stelle eines Werbeklischees die Aufforderung: „Um solche eine Entwertung zu vermeiden, bringen Sie die Briefmarke rechts oben an“. Briefe mit falsch geklebten Marken wurden demnach händisch aussortiert und mit diesem Spezialstempel versehen. Sind solche Entwertungen an sich schon nicht häufig, so ist zudem der Kopfsteher im OT-Druck „MILANO * FERR. CORRISP.“ (Mailand * Bahnpost) keinesfalls alltäglich. 

Postbetrug

Auf diesem Bedarfsbrief aus dem Jahr 1998 fiel der Werbezettel anstelle einer Briefmarke nicht auf. Er wurde am 10.07.1998 im Briefzentrum 90 wie ein regulär frankierter Brief abgestempelt. 

Die erste Briefmarke der Welt, die Penny Black

Als Folge der Postreform von 1839 in England wurde ab Mai 1840 die erste Briefmarke der Welt verausgabt. Diese stellt den Kopf der damaligen Königin Victoria auf schwarzem Untergrund dar. Eine Landesbezeichnung schien damals nicht notwendig. Daher sind die einzigen schriftlichen Angaben auf dieser Marke das Nominale von 1 Penny und der Hinweis auf die Verwendung „Postage“. Bis heute ziert der jeweilige Kopf des Monarchen als einziger Hinweis auf das Ausgabeland jedes Postwertzeichen Englands. Die Buchstaben in den unteren Ecke geben die Position der Marke innerhalb des Druckbogens von 12 mal 20 Stück an.

Die Penny Black wurde im Jahr 1840 und anfangs 1841 in einer Gesamtauflage von 68.808.000 Stück verausgabt. Im Februar 1841 wurde sie durch die Penny Red abgelöst.

Portofreie Korrespondenzen – Express

22.07.1938 – Verfügung zur Gebührenablösung für Briefsendungen von Reichsbehörden: „Frei durch Ablösung Reich“. Ab 02.08.1938 nahmen die Reichsbehörden im Lande Österreich am Postgebühren-Ablösungsverfahren im selben Umfang wie die Reichsbehörden im „Altreich“ teil. Auch in der Ostmark musste die Expressgebühr bar entrichtet werden. Ausserdem wurden Expressbriefe und Karten amtlich mit Durchkreuzung der Anschriftseite mittels Rotstift gekennzeichnet.

Reko-Expressbrief von Wien 4.1.1944 nach Lindau
Frei durch Ablösung Reich (Porto 12 Pf. + Rekogebühr 30 Pf.)
Expressgebühr 40 Pfg. in bar entrichtet.
 

Befreiung Kurlands, 1919 – Original und Fälschung

Kurland, eine der vier historischen Landschaften Lettlands, wurde im Ersten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt. Nach dem Ende des Weltkriegs und nach der Russischen Revolution wurde Lettland am 18. November 1918 unabhängig. Der ausländische Drache war vertrieben. Die Befreiung Kurlands wurde im Jahr 1919 auf vier Drachentöter-Briefmarken (Nominale 10, 25, 35 Kopeken sowie 1 Rubel) gefeiert.

Obwohl diese Marken reichlich gedruckt wurden, existieren ebenso viele Fälschungen. Das Original (links) ist speziell an der Haartracht des Drachentöters leicht zu erkennen. Die Fälschungen zeigen ausserdem fast immer einen verschobenen Druck. Farbabweichungen können vorkommen, sind aber selten so deutlich, wie auf der Marke rechts. Auch bei fast allen Probedrucken, die als „Makulatur“ preisgünstig auf den Markt kommen, handelt es sich um Probe-Fälschungen. Während bei den Originalen das farbige Mittelfeld jeweils mit einer eigenen Platte gedruckt wurde, fand bei den Fälschungen für alle Nominale offenbar derselbe Druckstock Verwendung.

Eil-Drucksache

Mit fortschreitender Inflation und der entsprechenden Anpassung der Postgebühren zu Beginn der 1920er-Jahre wurde zunächst auch die Eilgebühr laufend angehoben. Ab 01.05.1922 wurde für Drucksachen keine Eilgebühr mehr eingehoben. Ab dann wurden alle Drucksachen in gleicher Weise wie Briefe, Karten etc. befördert, ausser wenn sie in grossen Mengen aufgegeben wurden und dem Absender bzw. dem Empfänger an der schleunigen Beförderung ihrem Inhalt nach offenbar besonders gelegen war.

Reko-Eil-Drucksache von Graz, 14.01.1922
Drucksachenporto 2 K. + Rekogebühr 10 K. + Eilgebühr 50 Heller
6. Gebührenperiode 01.12.1921 – 30.04.1922

Perfin-Beleg

Um die missbräuchliche Verwendung von Briefmarken durch Firmenangehörige zu verhindern, konnten grössere Betriebe in Absprache mit der Post ihre Marken mit Lochungen kennzeichnen. Meist wurden Initialen verwendet. Daraus abgeleitet werden solche Marken als Perfins bezeichnet (engl. PERForated INitials). Für Werbezwecke wurden aber auch figürliche Darstellungen verwendet. Die Marken auf diesem Beleg tragen die Lochung „GW“ für „Greif-Werke“. Die Firma erzeugte Büroartikel.